Mohamed Bouazizi

* 29. März 1984, Sidi Bouzid

† 4. Januar 2011, Ben Arous

Am 17. Dezember 2010 hat sich in der tunesischen Stadt Sidi Bouzid der 26-jährige Straßenverkäufer Mohamed Bouazizi aus Protest gegen die Willkür der dortigen Beamten verbrannt. Seine Tat hat Massendemonstrationen hervorgerufen, an deren Ende die Änderung des politischen Systems stand.

Die meisten Selbstverbrennungen haben keinen wesentlichen Einfluss gehabt. Trotzdem findet man einige Fälle, die eine wichtige Rolle in der politischen Entwicklung eines Landes spielten. Zu diesen gehört auch der tunesische Händler Mohamed Bouazizi, der sich aus Protest gegen die Schikane durch die Behörden verbrannt hat. Sein Fall ist nicht ganz klar und manche Zeugenaussagen unterscheiden sich wesentlich voneinander.

Mohamed Bouazizi wurde in einer Bauarbeiterfamilie in der Stadt Sidi Bouzid geboren, die etwa 250 Kilometer von der tunesischen Hauptstadt entfernt liegt. Sein Vater starb, als der Junge drei Jahre alt war. Die Mutter heiratete dann später den Bruder ihres verstorbenen Mannes. Mohamed hatte sechs Geschwister. Obwohl in einigen Reportagen berichtet wurde, dass er eine Hochschulbildung hatte, besuchte er nur eine Landschule im Städtchen Sidi Salah. Seine Familie war sehr arm, weswegen der Junge bald zu arbeiten begann. In den letzten Jahren vor seinem Tod verdiente er vor allem als Straßengemüseverkäufer sein Geld. Die Polizei hatte wiederholt seinen mobilen Stand beschlagnahmt, weil er keine Verkaufsbewilligung besaß.

Laut Aussage der Familie ging Mohamed Bouazizi am 17. Dezember 2011 am frühen Morgen an seine gewöhnliche Verkaufsstelle. Gegen 10:30 kam die Polizistin Faida Hamdi und beschlagnahm seine elektronische Waage. Gleichzeitig solle sie ihm eine Ohrfeige gegeben, ihn angespuckt und seinen Vater beleidigt haben. Die Polizistin hat dieses Handeln aber später verneint und wurde nach einigen Monaten aus der Haft entlassen. Bouazizi ging gleich danach in das Gouverneursamt, um sich dort zu beschweren, wurde aber abgelehnt. An der naheliegenden Tankstelle kaufte er Benzin und gegen 11:30 Uhr kam er zurück.

Laut Zeugenaussagen rief er den Satz: „Wie soll ich denn überleben?“, dann übergoss er sich mit Benzin und zündete sich an. Nachdem er gelöscht wurde, wurde er schwer verbrannt (über 90 % der Körperoberfläche) in das Krankenhaus in Sidi Bouzid gefahren, dann in die Klinik in der Stadt Sfax und letztendlich in das Verbrennungszentrum in der Stadt Ben Arous.

Die verzweifelte Tat des jungen Mannes löste vor allem in der Hauptstadt Massenproteste aus. Die Demonstranten forderten den Rücktritt des Präsidenten Ben Ali. Das Regime hatte mit langfristigen wirtschaftlichen und sozialen Problemen gekämpft, in dessen Folge die Arbeitslosigkeit vor allem bei jungen Menschen stieg. Der autoritäre Führer versuchte die Situation zu retten. Am 28. Dezember 2010 besuchte er sogar den verbrannten Mann im Krankenhaus. Am 4. Januar 2011 starb Mohamed Bouazizi. Am Trauerzug nahmen mehrere Tausend Menschen teil. Zehn Tage später ist Ben Ali, nach 23 Jahren im Amt, zurückgetreten und flüchtete mit der Familie nach Saudi Arabien.

Mohamed Bouazizi wurde zum gefeierten Symbol des arabischen Frühlings. Seine Nachahmer tauchten anschließend nicht nur in Tunesien auf (innerhalb eines halben Jahres angeblich 107 Selbstverbrennungsversuche), sondern auch in anderen arabischen Ländern, wo es ebenso zu Massenprotesten kam.

In der islamischen Welt provozierten ihre Taten eine heftige Debatte, weil viele Intellektuelle die Selbstverbrennung aus religiösen Gründen kritisierten. Im Jahr 2011 wurde dem tunesischen jungen Mann vom Europäischen Parlament der Sacharow-Preis für geistige Freiheit verliehen. Ausgezeichnet wurde er gemeinsam mit vier weiteren Personen, die mit den Massenprotesten in den arabischen Ländern in Verbindung stehen.

Literatur: >>>

Tunisia one year on: New trend of self-immolations, In: BBC News, 12. 1. 2012, dostupné on-line: http://www.bbc.co.uk/news/world-africa-16526462 (ověřeno 7. 11. 2012)

Mohamed Bouzizi, In: Wikipedia (anglická verze), dostupné on-line: http://en.wikipedia.org/wiki/Mohamed_Bouazizi (ověřeno 7. 11. 2012)

RYAN, Yasmine: The tragic life of a street vendor, In: Aljazeera, 20. 1. 2011, dostupné on-line: http://www.aljazeera.com/indepth/features/2011/01/201111684242518839.html (ověřeno 7. 11. 2012)