Rigzin Phüncchog

† 17. März 2011, Ngaba

„Die Tibeter setzen sich im 21.Jahrhundert selbst in Brand, um die Welt über ihr Leiden wissen zu lassen. Menschen weltweit! Falls Ihr Interesse und Mitgefühl erweckt worden ist, widmen Sie bitte Ihre Aufmerksamkeit der düsteren Lage armer Tibeter.“

Džampäla Ješe (16. März 2012)

Am 16. März 2011 zündete sich aus Protest gegen die chinesische Besetzung Tibets ein 21- jähriger buddhistischer Mönch, Rigzin Phüncchog im Kloster Kirti selbst an. Seine Tat startete die längste Welle von politisch motivierten Selbstverbrennungen der Weltgeschichte.

Hohe Anzahl von Selbstverbrennungen geschah im Zusammenhang mit Tibet, das seit den fünfziger Jahren des 20.Jahrhundert von China okkupiert wird. Im März 2008 unterdrückten die chinesischen Sicherheitseinheiten gewaltsam massenhafte Straßenproteste gegen Religion- und Kulturverdrängung, an denen vorwiegend junge Tibeter teilnahmen. Es wurden damals mindestens 13 Personen erschossen. Anlässlich des dritten Jahrestages von diesem tragischen Ereignis setzte sich am 16. März 2011 aus Protest gegen die Besetzung Tibets ein 20-jähriger Mönch, Rigzin Phüncchog in Brand. Er stammte aus dem großen Kloster Kirti, das sich in der Provinz S´-čchuan befindet. Seine Tat vollzog der Jüngling während der buddhistischen Straßendemonstration in der Stadt Ngaba, die unweit des Klosters liegt. Laut der Zeugen soll er vor der Selbstverbrennung Dalai Lamas Rückkehr nach Tibet gefordert haben. Der verbrannte Jüngling wurde zuerst ins Kloster und von hieraus ins Krankenhaus gebracht, wo er am nächsten Tag starb. Ähnlich wie bei vielen weiteren Selbstanzündungsfällen seiner Landesmänner fehlt es auch hier an ausführlicheren Informationen.

Reaktion der chinesischen Behörde auf die Phüncchogs Selbstverbrennung war rasant. Die Armee besetzte die ganze Gegend, räumte das Kloster aus und brachte die Mönche an einen unbekannten Ort. Die Polizei verhaftete anschließend einige Personen aus Kirti, die dann wegen ihrem angeblichen Anteil an Phüncchogs Tod zur langjährigen Strafe verurteilt wurden. Diese wurden auch von der Chinesischen Behörde unrecht beschuldigt, den verbrannten Jüngling vom Krankenhaus entführt und ins Kloster gebracht zu haben, wo er dann später angeblich gestorben war. Die repressiven Eingriffe hatten eine weitere Radikalisierung der tibetischen Proteste zur Folge und es kam zur wahrscheinlich längsten Welle von politisch motivierten Selbstverbrennungen der Weltgeschichte. Von Anfang März 2011 bis zum Ende November 2012 entschieden sich laut des tibetischen Exils für diesen schockierenden Schritt weitere 90 Personen, davon 78 Männer und 12 Frauen (meistens buddhistische Mönche und Nonnen). Einige protestierten gemeinsam, wie z.B. am 7. November 2012, am Vorabend der Eröffnung der Tagung der Kommunistischen Partei, zündeten sich auf einmal drei Jünglinge in der Provinz S´-čchuan, also in derselben Gegend wie Rigzin Phüncchog.

Die Fälle von Selbstverbrennung erschienen anfangs außerhalb Tibets. Am 27. Mai 2012 änderte sich die Situation, wenn sich zwei Mönche direkt im Zentrum des besetzten Tibets nahe des Klosters Jokhang in Lhasa selbst in Brand setzten. Ein besonders mediatisierter Fall von Selbstverbrennung der Tibeter ereignete sich hinter den Grenzen Chinas. Am 16. März 2012, ein Jahr nach Phüncchogs Protest, zündete sich im indischen Delhi ein 27- jähriger Tibeter Jamphel Yeshi selbst an. Seine Tat vollzog er auf Demonstration seiner Landsleute, die anlässlich des Besuchs des chinesischen Präsidenten stattfand. Die Führung Chinas beschuldigte anschließend den Dalai Lama, Tibeter zur Welle von Selbstverbrennungen angestiftet zu haben. Dieser lehnte jedoch ab, jegliche aktive Rolle in diesen Fällen gespielt zu haben. Tibets geistlicher Führer, der seinen Exilsitz in Indien hat, erkannte in seiner Erklärung einerseits Mut seiner Landesmänner, die sich auf diese Art und Weise opferten, an.

Anderseits aber betonte er, dass von ihm keiner zu diesem Schritt aufgefordert wurde, denn außer anderem führen diese Taten zur Vertiefung der Verdrängung.

Literatur: >>>

Self-Immolations in Tibet (Sebeupálení v Tibetu), http://www.savetibet.org/resource-center/maps-data-fact-sheets/self-immolation-fact-sheet (ověřeno 1. 12. 2012)

Full list of self-immolations in Tibet (Úplný seznam sebeupálení v Tibetu), http://www.freetibet.org/news-media/na/full-list-self-immolations-tibet (ověřeno 1. 12. 2012)