Thich Quang Duc

*1897, Hoi Khanh

† 11. Juni 1963, Saigon

„Bevor sich meine Augen schließen und ich erblicke das Bild Buddhas, mit Achtung bitte ich den Präsidenten Ngo Dinh Diem, dass er das Mitleid mit den Menschen seines Volkes hat und die Kraft der Heimat durch die Einführung der Religionsfreiheit für immer behält.“

Thich Quang Duc, am 11. Juni 1963

Am 11. Juni 1963 ließ sich aus Protest gegen die Verfolgung der Buddhisten der siebenundsechzigjährige Mönch Thich Quang Duc in Saigon mit Benzin begießen und anzünden.

Thich Quang Duc ist im Jahre 1897 in der Gemeinde Hoi Khanh geboren, die sich im im Zentrum Vietnams befindet (Provinz Khanh Hoa). Die unvollständigen Angaben seines Lebens sind nur aus der buddhistischen Literatur bekannt. Er stammte aus einer großen Familie, er hatte sechs Geschwister. Sein ursprünglicher Name lautete Lam Van Tuc (vietnamesisch Lam Văn Tuc). Als er sieben Jahre alt war, trat er ins mahayanische Kloster ein. Mit zwanzig wurde er endgültig zum buddhistischen Mönch und hat den Namen Thich Quang Duc angenommen. Im Jahr 1932 wurde er zum Aufseher für buddhistische Klöster ernannt, und allmählich wurde er für die Errichtung 14 neuer Tempel verantwortlich. Im Jahr 1934 ist er nach Südvietnam gezogen, wo er als Lehrer gearbeitet hat. Er hat auch zwei Jahre in Kambodscha verbracht. Danach hat er wieder die Errichtung der Tempel beaufsichtigt, insgesamt sind unter seiner Leitung einunddreißig Tempel erbaut worden. In 1943 ist er nach Saigon umgezogen, wo er als Leiter der Kommission für zeremonielle Rituale tätig wurde. In den folgenden Jahren ist er eine der geistlichen Hauptpersonen des vietnamesischen Buddhismus geworden.

Anfang der sechziger Jahre hat sich in Südvietnam (Vietnamesische Republik) der religiöse Konflikt verschärft. Dem Staat, in dem die Mehrheit der Einwohner Buddhisten waren, regierte der autoritative Präsident Ngo Dinh Diem (vietnamesisch Ngô Đình Diệm), dessen Familie sich zum Christentum bekannt hat. Üppige Korruption, Bevorzugung der Katholiken in der Staatsverwaltung und respektloses Verhalten des Präsidenten bezüglich der buddhistischen Traditionen haben in Saigon Rebellion ausgelöst, bei deren Niederschlag im Mai 1963 neun Demonstranten getötet wurden. Die Buddhisten haben mit einem schockierenden Protest reagiert, der an die ältere Tradition angeknüpft hat (die Fälle der Selbstverbrennung wurden schon früher nicht nur in Vietnam, sondern auch in China registriert). Am 10. Juni 1963 haben die amerikanischen Berichterstatter erfahren, dass sich am nächsten Tag vor dem Gebäude der Botschaft von Kambodscha etwas ereignet (dieser Ort wurde von Buddhisten wahrscheinlich deshalb gewählt, weil zwischen Kambodscha und Südvietnam damals gespannte Verhältnisse herrschten). Weil die Buddhisten schon lange Zeit gegen das herrschende Regime protestierten, sind nur wenige von den Pressevertretern an diesen Ort gekommen. Unter ihnen waren der Korrespondent der The New York Times David Halberstam und der Fotograf Malcolm W. Browne von der Presseagentur Associated Press (AP).

Den Erinnerungen von Halberstam zufolge kam am 11. Juni 1963 auf eine verkehrsreiche Kreuzung ein Zug von mehreren hundert buddhistischen Mönchen, der um zehn Uhr Vormittag von der Hauptpagode Saigons losging. Vorne fuhr eine blaue Limousine der Marke Austin Westminster, aus der auf der Kreuzung Thich Quang Duc ausgestiegen ist. Er wurde von zwei anderen Mönchen begleitet. Einer von ihnen hat auf die Straße ein Polster gelegt, auf das sich Duc in Lotussitz setzte. Der andere Mönch begoss Duc mit Benzin aus einem fünf Liter Kanister, den er aus dem Kofferraum herausgenommen hat. Duc brachte dann eine kurze Mantra vor, die die Buddhisten zur Beruhigung des Geistes nutzen. Dann zündete er ein Streichholz an und hat sich angezündet. Er brannte sofort. Die Menge der Zuschauer rief verschiedene Parolen aus, manche weinten und andere haben sich vor dem brennenden Mönch verbeugt. Nach zehn Minuten glitt sein Körper kraftlos zu Boden. Als die Flammen verloschen sind, hat einer der Mönche zuerst auf vietnamesisch und dann auf englisch wieder und wieder ins Mikrofon wiederholt: „Der buddhistische Mönch hat sich zum Tod verbrannt. Der buddhistische Mönch wurde zum Märtyrer.“ Ducs Gebeine haben die Mönche zum Begräbnisritual weggetragen. Der Tradition nach blieb sein Herz nach der Feuerbestattung unbeschädigt und wurde als Reliquie verehrt. Auch aus diesem Grunde war Duc von den vietnamesischen Anhängern des mahayanischen Buddhismus als bódhisattva bezeichnet, der fähig ist, die geistliche Erweckung zu erlangen (eine ganze Reihe anderer Buddhisten hat seine Tat im Gegenteil als Widerspruch zur Lehre Buddhas abgelehnt).

Im Abschiedsbrief betonte Duc, dass er sich zu diesem Protest entschlossen hat, um den Präsidenten Diemo dazu zu bewegen, religiöse Toleranz einzuführen. Die Selbstverbrennung hat er im Brief als Opfer bezeichnet, das zur Verteidigung des Buddhismus gebracht worden ist. Die Regimevertreter haben das ganze Ereignis als Verschwörung bezeichnet, an der sich die kambodschanische Partei und örtliche Kommunisten beteiligten. Der Präsident hat auch amerikanische Journalisten beschuldigt, dass sie das ganze Ereignis inszeniert haben, um die Aufmerksamkeit der Medien für sich zu gewinnen. Ende Juni 1963 hat die Regierung bekanntgegeben, dass Duc vor der Tat berauscht war. Die Empörung rief auch die Ehefrau des Präsident Diem damit hervor, als sie in einem Interview für ein englisches Fernsehen folgendes zynisch behauptete: „beim Anblick an den Mönch, der sich lebendig verbrannt hat, sollte man lebhaft applaudieren.“ Der religiöse Konflikt hat sich in den folgenden Wochen nicht beruhigt, im Gegenteil, im August 1963 haben sich drei weitere Buddhisten angezündet. Schließlich wurde Präsident Diem, den die Vereinigten Staaten allmählich aufhörten zu unterstützen, beim Umsturz am 2. November 1963 abgesetzt und getötet.

Der Protest von Duc hat dank der amerikanischen Journalisten auf laute Reaktionen nicht nur in Südvietnam, sondern auch in einer Reihe von anderen Staaten gewonnen. Das Foto von Brown, der den brennenden buddhistischen Mönch mit seiner Kamera aufgefangen hat, wurde im Jahr 1963 zum Pressefoto des Jahres im World-Press-Photo-Wettbewerb gewählt und sein Autor gewann im Jahr 1964 den Pulitzer-Preis. Über die Selbstverbrennung in Südvietnam haben auch offizielle Medien in den kommunistischen Ländern berichtet. Sie interpretierten sie aber als Bestandteil des Kampfes gegen amerikanischen Imperialismus. Ende der sechziger Jahre wurde diese Form des politischen Protests paradox zur Inspiration für viele Menschen im Sowjetblock. In Vietnams Hauptmetropole (früher Saigon, heute Ho-Chi-Minh-Stadt) ist heute eine Straße nach Duc benannt und in der Nähe des Ortes seines dramatischen Protests steht ein monumentales Denkmal.

Literatur: >>>

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